Unter dem Diktat der Zeit

Wer heute das Glück hat, im Arbeitsleben vom Kreislauf der Natur abhängig zu sein, der spürt jedes Jahr, wie die verschiedenen Jahreszeiten ganz unterschiedlich fordern. Langsam startet das Leben im Frühjahr und erlebt im Sommer seine Hochsaison. Im Herbst werden die Früchte geerntet und die Natur kommt nach und nach zur Ruhe. Schließlich folgt im Winter fast vollständiger Stillstand. Der Mensch ist ursprünglich auch ein Teil dieser Natur. Viel Arbeit im Frühjahr, Sommer und Herbst, aber ein paar ruhigere Monate im Winter, liegt also in der Natur des Menschen. Das Tageslicht hat gut zu den unterschiedlichen Arbeitszeiten gepasst. Lange Tage im arbeitsreichen Sommer und wenige Stunden im Winter. Unser Körper reagiert auf Licht. Wir werden morgens mit Sonnenaufgang wach und werden mit einsetzender Dunkelheit müde. Allerdings arbeitet der Mensch seit Generationen gegen diesen natürlichen Lauf der Dinge. Wir leben heute unter dem Diktat der Zeit und ob es draußen hell, oder dunkel, warm, oder kalt ist, ist völlig gleichgültig.

Arme Menschheit

Wer im Rythmus der Natur lebt, der hat keinen Stress. Bei Tageslicht wird gearbeitet und Nachts wird geschlafen. Im Winter gibt es weniger zu tun und der Mensch hat Zeit für Selbstreflexion, Ruhe und Besinnung auf die eigenen Werte. Allerdings lebt heute kaum jemand in diesem natürlichen Rythmus. Künstliches Licht, unnatürliche Arbeitszeiten und mehr Arbeit, als sich in einem Tag schaffen lässt, bestimmt unseren Alltag. In der aktivsten Zeit, dem Sommer, fliegen wir auf Urlaub und verbringen mit tausenden anderen eine kurze Auszeit. Viele Menschen können auch in dieser Zeit nicht abschalten. Da werden nicht nur Mails gecheckt und das eine, oder andere Telefonat am Strand erledigt. Auch der Urlaub selbst ist vollgestopft mit Terminen und so hetzen heute nicht nur Asiaten in 6 Tagen durch 10 Länder, sondern auch Europäer absolvieren ähnliche Programme.

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Zeit ist endlich, aber relativ. Man kann sie nicht aufhalten. Sie aber mit Unmengen an Terminen zu füllen macht sie kürzer. Zurücklehnen, entspannen und nichts tun, holt das Maximum aus der Zeit

Freizeit

Dabei ist der Begriff Freizeit eigentlich eindeutig. Zeit, in der wir frei haben. Wir sollten sie freihalten und eben nichts planen. Sich mit Freunden zu verabreden ist eine Sache, aber Tag für Tag auch nach dem Arbeitsleben noch ein intensives Programm anzusetzen, hat wenig mit dem eigentlichen Begriff zu tun. Über all dem steht ein Terminplan. Egal, ob auf Papier, im Kopf, oder dem Smartphone – Unser Alltag ist eine einzige Abfolge von Terminen, die wir über Wochen im Voraus planen. Im Geschäftsleben geht es wohl nicht anders und die Öffnungszeiten eines Ladens sind eine bindende Vereinbarung zwischen dem Kunden und dem Betreiber. Aber auch unser Privatleben steht unter dem Diktat der Zeit. Zu viele Termine schaffen das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben. Dabei gibt es mehr als genug Zeit.

Leben im Jetzt

Das Problem, das viele Menschen haben, ist die Angst, etwas zu verpassen. Man muss den neuesten Blockbuster im Kino sehen, das neue Restaurant probieren und in jedem Club schon einmal getanzt haben. Freunde muss man ständig sehen und dafür natürlich Termine vereinbaren. Die Bucketlist sorgt für das Gefühl, noch viel vorzuhaben. Einmal im Leben will man dies, oder das erleben und führt eine ordentliche Liste mit vielen offenen Punkten. Damit setzen wir uns noch zusätzlich unter Druck. Ganz klar, dass wir unruhig werden, wenn wir nichts zu tun haben. Einfach so dazusitzen empfinden wir als Zeitverschwendung. Wir haben verlernt den Augenblick zu genießen und auch wenn wir in einem Termin sind, haben wir schon den nächsten Agendapunkt im Kopf. Trifft man sich abends gemütlich mit Freunden, dann ist zumindest einer dabei, der morgen früh raus muss. Manche haben sogar am selben Abend noch Termine, oder kommen zu spät, weil sie vom letzten Termin nicht rechtzeitig losgekommen sind. Dabei kann Wartezeit, Zeit, in der man also nichts tut, eine wunderbare Sache sein.

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Volle Terminkalender halten uns tagsüber auf Trab

Diktat der Zeit

Neben dem Smartphone, das uns ständig an Termine erinnert, spielt die Armbanduhr eine zentrale Rolle. Sie verhilft der Zeit zu ihrem Diktat und sorgt dafür, dass wir sie ständig im Blick haben und nicht vergessen, dass wir keine Zeit haben. Dabei kann man sich leicht von den Fesseln der Zeit lösen. Es ist garnicht so schwer, wie es scheint. Ganz ohne Uhr zu leben ist nicht einfach. Besser ist es, die Armbanduhr zu etwas ganz anderem zu machen. Vom einfachen Zeitnehmer kann sie zu einem Knoten im Taschentuch werden. Eine kleine Erinnerung, die uns immer wieder hilft, uns bewußt zu werden, dass wir wieder einmal auf die Uhr gesehen haben. Eine besondere Uhr kann ein sinnvoller Schritt sein. Besser noch, man trägt immer wieder andere Uhren und durchbricht damit die Routine. Günstige Uhren sind eine einfache und günstige Methode, sich hier eine Erinnerung ans Handgelenk zu schnallen. Trägt man drei, oder vier auffällige Uhren, dann kämpft man damit gegen das Diktat der Zeit an.

Bewußt sein

Der Blick auf die Uhr ist der erste Schritt, an dem wir ansetzen müssen. Ganz automatisch lassen wir uns unseren Alltag von der Zeit diktieren. Die Uhr häufig zu wechseln ist eine gute Variante um tagsüber Bewußtsein für die Abhängigkeit von der Zeit zu schaffen. Der ungewohnte uns ständig wechselnde Anblick fordert uns und verhindert, dass wir unbewußt auf das Ziffernblatt starren. Will man das Diktat der Zeit durchbrechen, dann muss die Armbanduhr nach Feierabend vom Handgelenk. Völlig ohne Uhr in den Feierabend hineinzuleben bedeutet, dass man seine Freizeitgestaltung überdenken muss. Statt ein getaktetes Programm mit klaren Uhrzeiten werden vage Vereinbarungen geschlossen. Spontan und dann, wenn es passt, trifft man sich mit Freunden. Statt einer Uhrzeit vereinbart man Zeitspannen. Dass einer der beiden dann auf den anderen warten muss ist allerdings kein Nachteil. Auch das muss man lernen.

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Wartezeit kann, wenn man sie richtig nützt, eine gute Gelegenheit sein, zur Ruhe zu kommen. Statt hektisch dauernd auf die Uhr zu sehen, kann man sie perfekt nutzen

Wartezeit ist Qualitätszeit

Kommt jemand fünf Minuten zu spät, dann nervt uns das. Beim Treffen mit Freunden darf das aber nicht der Fall sein. Unterscheiden wir zwischen den verbindlichen Terminen im Geschäftsumfeld und der Freizeit, dann sind auch konkrete Uhrzeiten nicht zwingend. Sich heute Abend zu treffen, oder einfach später mal vorbeizukommen reicht sicherlich aus. Der Trick ist es, sich die Treffpunkte so zu vereinbaren, dass die Wartezeit sinnvoll, also bequem verbracht werden kann. Statt im Schnee vor der Busstation zu warten, trifft man sich im Cafehaus, oder der Bar. Einem Ort, wo der erste gut seine Freizeit genießen kann. Zur Not nimmt man ein Buch mit, oder macht das, wozu es Freizeit nun einmal gibt. Nichts.

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