Interessieren sich Mädchen für Autos?

Jedes Jahr startet die Weihnachtssaison gefühlt früher. Die Regale in den Supermärkten werden leergeräumt und die Saisonware bekommt ihren prominenten Platz. Plätzchen, Adventskalender und viele viele andere weihnachtliche Waren werden angeboten. Gleichzeitig verändern sich auch die Werbeblöcke im Fernsehen. Das Spielzeug nimmt mehr und mehr Raum ein. Gesellschaftsspiele werden genauso beworben, wie Puppen, Autos, Dinosaurier und Kuscheltiere. Achtet man ein wenig auf die Aufmachung und die kleinen Darsteller in den Werbespots, dann wird schnell klar, ob ein Spielzeug für Jungs, Mädchen, oder beide Geschlechter beworben wird. Schreiendes rosa und ein harmonischer Mädchenchor stimmen auf die Werbung für Puppen ein, während die Werbung für die Jungs mit einem Paukenschlag beginnt und die Action in Zeitlupenaufnahmen gezeigt wird. Mädchen präsentieren Puppen, Jungs die Autos. Gemeinsam sitzen sie vor dem Unisex-Spielzeug. Aber warum ist das so? Interessieren sich Mädchen für Autos und Jungs für Puppen, oder ist es wirklich so, wie im Werbefernsehen?

Geschlechterrollen

Man erwartet von Jungs und Mädchen ein bestimmtes Verhalten. Die kleinen Damen legen Wert auf ihr Äußeres, tragen Kleider und Röcke und beschäftigen sich oft und gerne mit ihren Haaren. Jungs hingegen tragen Jeans und T-Shirt und haben zerzauste Haare. Sie sind wilder und ungestümer als die Mädchen. Die schlagen sich mit anderen Jungs, werfen Dinge und sind schwerer zu bändigen, als die ruhigen braven Mädchen. Sieht man sich im Bekanntenkreis um, dann wird man feststellen, dass dieses Klischee erschreckend zutreffend ist. Klar gibt es Ausnahmen und natürlich sind manche Jungs ruhig und liebesbedürftig, während andere Mädchen echte Schlägertypen sind. Im Regelfall wird es aber umgekehrt sein. Woher kommen diese Geschlechterrollen?

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Mädchen entsprechen oft und gerne dem gängigen Klischee

Die Henne und das Ei

Die Wissenschaft ist sich nicht zu 100 Prozent sicher, woher diese Geschlechterrollen kommen. Einerseits gibt es die Theorie, dass die Kinder mit etwa 1,5 Jahren ihr Geschlecht erkennen und beginnen, sich damit zu identifizieren. Ab dem Zeitpunkt suchen sie sich Rollenvorbilder, denen sie nacheifern. Allerdings ist es genauso wahrscheinlich, dass die Kinder von ihrem Umfeld in diese Rolle gebracht werden. Die Mädchen bekommen zum Geburtstag einen Puppenwagen, die Jungs eine Autobahn. Was bleibt ihnen also übrig? Allerdings kann man auch bei Affen beobachten, dass männliche und weibliche Jungtiere sich für unterschiedliche Dinge interessieren. Auch dort tendieren die Weibchen zur Puppe, während die jungen Männchen sich für den Stock entscheiden, mit dem sie auf irgendetwas schlagen können.

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Autos, die sich problemlos zerlegen und wieder zusammenbauen lassen haben meist eine große Fangemeinde

Motorik

Jungs haben schon sehr früh den Drang Bewegungen nachzuvollziehen. Daher interessieren sie sich für Hot Wheels und Fußbälle. Mädchen fühlen sich in sozialen Kontakten wohler und spielen mit ihren Puppen gerne Familie. Zwar machen das auch die Jungs hin und wieder, aber ein großer Teil ihres Interesses liegt tatsächlich in der Bewegung von Dingen. Autos, die fahren, Dinge, die fliegen, fallen und Technik, die Bewegungen auslöst. Technikbaukästen können Jungs für eine lange Zeit beschäftigen. Mädchen verlieren daran schnell das Interesse. Dass die Spielzeughersteller sich darauf eingestellt haben, ist also kein Zufall und das Ergebnis unserer Veranlagungen und einer langen Geschichte. So vertreibt Mattell, einer der größten Spielzeughersteller, parallel die Marken Barbie und Hot Wheels. Beide haben eine lange Tradition und existieren seit mehr als 50 Jahren. 1958 kam die erste Barbie auf den Markt. 10 Jahre später brachte Hot Wheels 1968 sein erstes Auto heraus. Seitdem erfreuen sich die beiden Marken bei der jeweiligen Zielgruppe großer Beliebtheit.

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Männliche Barbies sprechen dieselbe Zielgruppe an, wie die weiblichen Puppen

Cross Over

Versuche auch Jungs für die Barbie Produkte zu begeistern sind bei weitem nicht so erfolgreich. Auch Ken und die anderen männlichen Mitglieder der Barbie-Familie werden meist von Mädchen gekauft und ergänzen die rosa Barbie-Welt. Im Sortiment von Hot Wheels gibt es hingegen keine Versuche das andere Geschlecht anzusprechen. Interessieren sich Mädchen für Autos, dann selten für rosa VW Beetle, sondern genauso wie Jungs, für PS-starke Gefährte mit starker Linien und entsprechendem Design. Ganz in diesem Sinne steht Hot Wheels zu seiner Produktlinie und stellt seit 53 Jahren Muscle Cars und andere Modellautos her. Gekauft werden die Autos in erster Linie von Kindern, die sie auf den entsprechenden Autobahnen fahren, springen und kollidieren lassen. Ein kleiner Teil der Produktion landet in Sammlungen. Dort bemühen sich, die fast ausschließlich männlichen Sammler, die Kollektionen komplett zusammenzustellen und sie in eigenen Sammelbehältern, oder Vitrinen zu präsentieren.

Interessieren sich Mädchen für Autos

Von klein auf lernen Jungen das Zusammenspiel der verschiedenen Kräfte. Sie erforschen die Funktionsweise mechanischer Systeme. Später ist es nicht selten, dass Männer sich für Technik und technische Geräte interessieren. Oldtimer, Motorräder, oder alte Traktoren werden restauriert, gewartet und liebevoll gepflegt. Frauen sind in dieser Szene eine Seltenheit. Es sieht also so aus, als ob Mädchen, mit wenigen Ausnahmen, sich nicht für Autos interessieren. Sie verbringen ihre Freizeit lieber damit, ihr soziales Netzwerk, Freundschaften und Beziehungen zu pflegen und sehen Technik, also auch Autos, als Gebrauchsgegenstände an. Diese Vorlieben ziehen sich durch alle Lebensbereiche. In der Werkstatt arbeiten überwiegend Männer, während im Gesundheits- und Pflegebereich die Frauen in der Überzahl sind. Neue wissenschaftliche Studien zeigen zwar, dass das klassische Rollenbild von Mann und Frau nicht immer so war, sondern erst im 19. Jahrhundert entstanden ist. Davor waren Frauen den Männern in vielen Dingen gleichgestellt und führten auch Wikingerheere in die Schlacht. Trotzdem haben die beiden Geschlechter unterschiedliche Stärken. Nicht zuletzt sorgen diese Unterschiede auch dafür, dass das andere Geschlecht interessant ist und Frauen und Männer sich ergänzen können.

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